Die Hauptaufgabe der forensischen Entomologie ist die Berechnung der minimalen Leichenliegezeit und die damit verbundene Eingrenzung der Todeszeit. Hierzu wird vor allem die Entwicklung forensisch relevanter Fliegenarten untersucht. Der Entwicklungszyklus einer Fliege unterteilt sich in mehrere Stadien: Eier, Larven, Puppen und adulte Fliegen. Die Geschwindigkeit dieses fortschreitenden Alterungsprozesses der Insekten auf einer Leiche ist artspezifisch und temperaturabhängig. Nach Artbestimmung und Rekonstruktion der Fundorttemperatur kann somit das Alter der jeweiligen Entwicklungsstadien bestimmt und Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der erstmaligen Insektenbesiedlung gezogen werden.
Die systematische wissenschaftliche Bearbeitung forensisch-entomologischer Fragestellungen hat erst in den letzten ca. 20 Jahren stark zugenommen. Jeder insektenkundliche Fall in der Forensik hat seine eigenen, speziellen Umgebungsbedingungen und wirft immer wieder neue Fragen mit ökologischen, physiologischen molekularbiologischen oder auch toxikologischem Hintergrund auf. Der Beantwortung dieser Fragen widmen sich unsere unterschiedlichen Forschungsprojekte, die im Folgenden vorgestellt werden.
Altersbestimmung adulter Fliegen
Verteilungsmuster, Entwicklungsraten und Wirtsnachweis nekrophager Fliegenarten an menschlichen Leichen
Genexpressionsanalysen zur Altersdiagnostik forensisch relevanter Fliegenarten
Modellierung der Flug- und Eiablageaktivität forensisch relavanter Schmeißfliegen
Entomotoxikologische Untersuchungen an forensisch relevanten Fliegenarten